Von Naturkatastrophen lernen

Geschrieben von Martin Glückert.

Begeistert zeigten sich zwei 5. Klassen der Staatlichen Realschule Marktheidenfeld vom Lehr-Lern-Labor der Universität Würzburg. Denn die Geographie- Didaktik am Campus Nord bot den Klassen 5a und b einen Tag voller spannender Experimente. Da war es auch nicht schlimm, wenn das Lernen an der Uni bis in den späten Nachmittag dauerte. Auch von Seiten der Geographie-Didaktik wurde ein hoher zeitlicher und personeller Aufwand betrieben.

Neben den Dozenten Daniel Wirth und Dr. Markus Pingold führten 24 Lehramts-Studenten dieses Projekt durch. Schon seit acht Semestern wird das Lehr-Lern-Labor mit unterschiedlichen Themen angeboten. Dieses Mal stand der Projekttag unter dem Thema „Naturkatastrophen“.

Vom Lehr-Lern-Labor profitieren sowohl Schüler als auch die Studenten. Die Schüler führen selbsttätig viele Experimente durch, sie lernen entdeckend und handlungsorientiert. Die Lehramts-Studenten eignen sich als zukünftige Lehrer schon außerhalb der Schule wertvolle Unterrichtspraxis an. In Gruppen zu etwa neun Personen durchliefen die Schüler insgesamt sechs Stationen, die im 45-minütigen Turnus gewechselt wurden. Als besonders eindrucksvoll stellte sich dabei die Station „Massenbewegung“ heraus. Dort mussten die Kinder der Fragestellung nachgehen, wo der bestmögliche Standort für ein Hotel in einem Bergdorf ist. Als sie für einen lang anhaltenden Starkregen an einem Steilhang sorgten, löste das bald eine Mure, also eine Bewegung von Schlamm und Felsbrocken aus. Diese begrub einige Gebäude, sodass sich herausstelle: Nur der Schwemmkegel ist für das neue Hotel richtig sicher. Des Weiteren konnte die Fließgeschwindigkeit eines begradigten und eines natürlichen Flusslaufes exakt gemessen werden. Anhand verschiedener Flächen wie einem Betonboden oder einem Stellplatz mit Rasengittersteinen ließ sich ebenfalls deutlich nachvollziehen, wie der Mensch Überschwemmungen durch die Versiegelung von Flächen begünstigt. Die anderen Lernstandorte „Sturmflut“, „Lawinen“, „Vulkanausbruch“ und „Erdbeben“ waren ebenso lohnenswert. Denn auch hier gelang es den Studenten immer wieder ihr Fachwissen stark zu reduzieren und die Kinder selbsttätig handeln zu lassen. Sehr abwechslungsreich mussten die Schüler alleine Vermutungen äußern, dann wieder selbst Hand anlegen oder Probleme theoretisch sowie praktisch lösen.

Außer der Entstehung von Naturkatastrophen wurden gleichermaßen auch Schutzmaßnahmen thematisiert. Erst durch den Menschen wird ein Natur-Phänomen auch zur Natur-Katastrophe. Denn durch sein Vordringen in küstennahe Gebiete, in besondere Steillagen der Berge, in die Nähe von Vulkanen mit fruchtbarer Erde oder landschaftlich schöne Talauen begibt er sich selbst in Gefahr. Neben dem Errichten von Dämmen, Windschutzhecken, Bannwäldern oder einer erdbebensicheren Bauweise ist der Rückzug des Menschen aus besonders gefährdeten Gebieten auch eine sinnvolle Maßnahme sich vor Naturkatastrophen zu schützen.