Lernort Kieswerk
Realschüler besuchen Schäfer-Beton
Das Kies- und Betonwerk Schäfer in Trennfeld war für die Klasse 9c der Realschule Marktheidenfeld ein außergewöhnlicher Lernort. Denn kaum ein anderer Ort liefert so viele Antworten auf technische, wirtschaftliche, geographische, geologische sowie ökologische Fragen. Geschäftsführer Ingo Schäfer stand den 24 Schülerinnen und Schülern während einer mehrstündigen Betriebsbesichtigung Rede und Antwort. Direkt vor Ort konnten die Neuntklässler sehen, wie der Kies und Sand gewonnen, gewaschen und nach verschiedenen Korngrößen sortiert wird.
Ebenso interessant war es mitzubekommen, wie Kies und Sand in Bunkern und Halden gelagert wird, wie ein Brecher grobes Material zerkleinert und in der Mischanlage Transportbeton verschiedener Güte computergestützt hergestellt wird. Alle Technikbegeisterten erhielten sogar die Gelegenheit bei einem erfahrenen Mitarbeiter auf einem 340 PS starken Muldenkipper mit 25 Kubikmeter Fassungsvermögen mitzufahren.
Quartäre Sedimente als Standortfaktor
Der wichtigste Standortfaktor des Unternehmens ist das Vorkommen von Kies und Sand. Dieses Gemenge hat sich vor rund 3 Millionen Jahren auf dem breiten Gleithang des Mains abgelagert. Die ganze Siedlung Trennfeld befindet sich auf diesen Sedimenten des Mains. Sie erreichen eine Mächtigkeit von 5 bis 20 Metern. Im heutigen Abbaugebiet der Firma Schäfer lässt sich der stetige Wandel des Mains gut nachvollziehen. Der Fluss muss in der Vergangenheit viel breiter und flacher gewesen sein, um solch eine riesige Fläche mit Ablagerungen aus dem Oberlauf zu bedecken. Deutlich erkennbar sind heute noch bandartige Ablagerungen mit feinem Sand, die entstanden sind, als die Fließgeschwindigkeit während der letzten drei Eiszeiten sehr gering war. Viel öfter findet sich jedoch grober Kies, der Hinweise auf eine hohe Geschwindigkeit des Flusses gibt. Da der Kies stark gerundet ist, muss er zudem einen lange in Bewegung gewesen sein. Neben den kostengünstigen Grundmaterialien wie Sand und Kies sind für das Unternehmen Zement und Wasser weitere Produktionsfaktoren. Der Zement wird nur wenige Kilometer weiter in Lengfurt hergestellt und hat einen kurzen Transportweg. Schäfer Beton verbraucht Tausende von Kubikmetern Wasser jährlich. Dieses muss aufgrund der Einhaltung von DIN-Normen Trinkwasserqualität haben und stammt aus dem öffentlichen Netz.
Nutzungskonflikte und Nachhaltigkeit
Ebenso kamen während der Exkursion Nutzungskonflikte zur Sprache. Beim Abbau des Grundrohstoffes Sand und Kies werden mittelfristig Ackerflächen benötigt, die der Landwirtschaft fehlen. Ebenso schränkt der Abbau die Entwicklung der Siedlungsfläche etwas ein. Andererseits hat das Unternehmen 15 sichere Arbeitsplätze geschaffen und versorgt die Menschen standortnah im Umkreis von 25 Kilometern mit Sand, Kies und Transportbeton.
Das nachhaltige Wirtschaften wird beim Trennfelder Unternehmen Schäfer großgeschrieben. Zum einen gibt es hohe gesetzliche Umweltauflagen und zum anderen rechnet sich für Unternehmer Ingo Schäfer das Wirtschaften in Kreisläufen. So wird Bauschutt aus Beton in großem Stil gebrochen, auf 32 Millimeter große Stücke zerkleinert und als Schotter wiederverwertet. Beim Reinigen der Transportfahrzeuge wird sogenannter Restbeton ebenfalls recycelt und das entstandene Schmutzwasser wiederaufbereitet. Besonders stolz ist Unternehmer Schäfer jedoch auf seine renaturierten Flächen. Die alte Abbaufläche ist längst zu einem ansehnlichen Biotop mit mehreren Seen geworden. Dort lassen sich Schwäne, Eisvögel, zahlreiche Fische, verschiedenste Greifvögel, Salamander, zahllose Insekten, Rehe, Füchse und ein Biber sichten. Somit haben die renaturierten Flächen des Kieswerks eine viel höhere Biodiversität als die ehemaligen Ackerflächen, die sie einmal waren. Ein besonderes Phänomen sind die Brutplätze der Uferschwalben. Sie nisten in den rund fünf Meter steil aufragenden Wänden, die das Ende des Abbaus markieren. Abgerundet wurde die Exkursion mit einer Brotzeit im Schatten der großen Mischanlage. Ingo Schäfer ließ es sich nicht nehmen die wissenshungrigen Schülerinnen und Schüler der 9c mit Brötchen der Metzgerei Bumm zu versorgen.