Projekt zur Prävention von Mobbing an der Realschule
Bei „Gemeinsam Klasse sein“ handelt es sich um ein Projekt zur Prävention von Mobbing, das die Techniker Krankenkasse entwickelt hat. Beratungslehrerin Theresa Manrique und Schulpsychologin Birgit Oppmann ergriffen die Initiative, um das Projekt erstmalig auch an der Realschule Marktheidenfeld durchzuführen.
Manrique und Oppmann schulten die Klassenleitungen der 7. Jahrgangsstufe sowie weitere interessierte Lehrkräfte, sodass diese mit dem recht umfangreichen Projektmaterial vertraut gemacht wurden und dieses effektiv einsetzen konnten. Die Durchführung in den 7. Klassen erscheint dabei besonders sinnvoll, da durch die Wahlpflichtfächergruppen neue Klassengemeinschaften entstehen. Weil Mobbing und Cybermobbing als zunehmende Belastungsfaktoren wahrgenommen werden, war dies ein weiterer Grund diese Problematik präventiv anzugehen. Auch die Tatsache, dass die 13-jährigen Schülerinnen und Schüler in der Regel über ein Handy verfügen, spricht für eine Durchführung in dieser Altersgruppe.

Durchführung und Ablauf
Je zwei Lehrkräfte bearbeiteten mit ihrer Klasse innerhalb von 12 Schulstunden verschiedenste Bausteine. Im Zentrum stand ein Film, der zeigt, wie sich die Schülerin Anna als Opfer fühlt und wie sich das Mobbing zunehmend steigert. Dabei wurde klar: Jeder in der Klasse ist bei Mobbing beteiligt. Sei es als Opfer, Täter oder Mitläufer. Ein anderer wichtiger Baustein war es, zwischen Konflikten
und Mobbing zu unterscheiden. Denn Konflikte sind normale Unterschiede von Bedürfnissen und Interessen. Somit können sie leichter beigelegt werden. Allerdings können ungelöste Konflikte zu Mobbing führen. Als weitere Einsicht gewannen die Schülerinnen und Schüler, dass ein Streit wie ein Feuer ist. Er kann durch Worte angefacht oder gelöscht werden. Gerade Worte können schnell verletzen. Besonders dann, wenn die Kommunikation verkürzt und schriftlich z. B. über das Smartphone erfolgt. Denn hier fehlen die unterstützende Mimik und Gestik. Das kann schnell zu Missverständnissen führen. Diese wiederum sind oft
Auslöser für eine Spirale von Beleidigungen und Gewalt.

Fotos: Martin Glückert
Strategien im Umgang miteinander
Das ganze Projekt gestaltete sich recht abwechslungsreich. Das lag einmal an der Vielschichtigkeit des Themas und den verschiedenen Methoden. Neben Filmen und Erklärvideos mussten sich die Kinder auch im Unterrichtsgespräch mit den
Gefühlen der Beteiligten auseinandersetzen. Besonders gefielen den Jugendlichen die Rollenspiele. Nach einer kurzen Übungsphase tauchten die Kinder schnell in andere Personen ein und loteten Handlungsmöglichkeiten bei Konflikten aus. Sie arbeiteten sich unterschiedliche Strategien, um auf „fiese Messages“ zu reagieren. Neben dem Ignorieren beleidigender Nachrichten auf dem Smartphone gibt es vor allem die Ich-Botschaft, die wirkungsvoll eigene Bedürfnisse äußert: „Diese Nachricht verletzt mich!“. Des Weiteren kann das „Mit-teilen“ von belastenden Gefühlen eine befreiende Wirkung haben. Noch dazu gibt es mit Freunden, Lehrkräften, Geschwistern, Verwandten und Eltern zahlreiche Ansprechpartner, die bei Mobbing helfen können. Ergänzt wurden die Bausteine durch die abschließende Erstellung von Chat- und Klassenregeln. Zahlreiche Teamspiele sorgten dafür, dass sich die Jugendlichen besser kennen und schätzen lernen konnten, um gemeinsam eine Klasse zu sein.