Gedenkfeier „80 Jahre Kriegsende“

Marktheidenfelder Schulen wirkten auf dem Marktplatz mit Beiträgen mit

Main-Post, 10.05.2025

Ronel Adso (8c) und Haya Albaroudi (9c) gaben eindrucksvolle Berichte zum Krieg in ihren Heimatländern

„Mein Name ist Ronel Adso. Als ich geboren wurde, gab es noch keinen Krieg in Syrien. Ich lebte ein zufriedenstellendes Leben. Doch dann kam der Krieg. Es gab viele Bomben, die uns mehrmals fast trafen. Wir hatten Angst. Meine Schwester wurde während des Kriegs geboren und schon im Kindergartenalter fast von einer Bombe getroffen. 2016 folgten wir meinem Vater nach Deutschland mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Meine Mutter wünschte sich, dass wir ein Leben ohne Angst, vor allem ohne Angst vor dem Tod führen können. Wir sollen hier in der Schule lernen und eines Tages in einem guten Beruf arbeiten. Ich wünsche mir Frieden für Syrien, sodass auch dort jeder ein Leben ohne ständige Angst vor dem Tod führen kann.“

„Ich heiße Haya Albaroudi und bin 15 Jahre alt. Wie schon an meinem Namen zu erkennen ist, komme ich aus Syrien. 2016 floh ich mit meiner Familie vor dem Krieg dort. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie kostbar Frieden wirklich ist. Für mich ist Frieden mehr als das „Schweigen von Waffen“. Frieden bedeutet für mich Hoffnung, Sicherheit und die Chance zu einem Neuanfang.“

Die Schülersprecher Nico Huber (10a), Benno Pollack (8b), in Vertretung Louis Heyde (10b) und Jugendkreisrat Florian Heim (10c) nannten ihre Gedanken, was Frieden für sie bedeutet

Frieden ist nicht von Anfang an da, es gibt ihn nicht automatisch. Man muss ihn wollen und sich dafür engagieren. Die Vordenker des vereinten Europas haben so gehandelt. Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs wollten sie dauerhaften Frieden. Doch Frieden zu halten, ist und bleibt eine Aufgabe. Auf den Errungenschaften unserer Vorfahren können wir uns nicht ausruhen.

>>Das Zusammenleben von Menschen bringt immer wieder Konflikte mit sich: wo Menschen miteinander zu tun haben, gibt es verschiedene Meinungen und Überzeugungen, was richtig ist und was nicht. Um echten Frieden zu bewahren, kann es auch notwendig sein, sich erst einmal auf Konflikte einzulassen. Wenn Probleme unter der Oberfläche schwelen oder unter den Teppich gekehrt werden, ist der Frieden nur vorgetäuscht. Ehrlich um Frieden zu ringen bedeutet, keine falschen Kompromisse einzugehen nur „um des lieben Friedens willen“.<<

„Nach Kompromissen zu suchen bedeutet, sich mit dem anderen und seinen Positionen auseinanderzusetzen. Warum denkt und handelt jemand so, wie er es tut? Möglicherweise stecken dahinter sogar neue Anregungen für mich, die ich bislang noch nicht gesehen habe. Nicht jeder Kompromiss muss ein fauler sein! Grundsatz in der Friedensarbeit muss sein, das Gegenüber zu achten und ihm mit ehrlicher Wertschätzung zu begegnen.“

Viele Konflikte entstehen aus Neid auf den anderen oder weil wir uns in unserem Stolz gekränkt fühlen. Jeder Mensch hat seine Bedürfnisse und die Güter auf der Welt sind nun einmal unterschiedlich verteilt. Jedem sollte das zugestanden werden, was er nötig hat. Einsatz für den Frieden bedeutet auch, immer wieder ehrlich zu hinterfragen: Was brauche ich wirklich? Was kann ich dem anderen zugestehen, das ich nicht benötige? Mit Blick auf das vereinte Europa gesprochen: Worin liegen unsere Stärken, worin unsere Schwächen?

>>„Friede sei mit dir“ – mit diesen Worten begrüßten sich die ersten Christen. „As-salamu ‚alaikum“ – „Friede sei mit euch“ grüßen sich heute Muslime und mit „Shalom“ heißt man sich in Israel willkommen. Offenheit und Gastfreundschaft gegenüber jedermann dienen dem Frieden. Frieden ist ein Angebot und er ist ein Geschenk. Dankbar schauen wir auf die Früchte der Gastfreundschaft in unserem Leben: Schüleraustausche, Städtepartnerschaften, die Währungsunion. Sie haben uns in Europa einander nähergebracht. Was würde in unseren Fußgängerzonen fehlen, wenn es die Pizzeria, den Griechen, die Tapasbar oder das Pub nicht gäbe.<<

„Gerne schimpfen wir über die in München, Berlin oder Straßburg und ihre Gesetze und Verordnungen. Doch die Vielfalt unseres Zusammenlebens benötigt eine verbindliche Ordnung, die von allen mitgetragen und eingefordert werden muss. Eben weil Frieden nicht automatisch da ist, braucht es verbindliche Rechtsordnungen, die für alle verpflichtend ist. Nur so kann Frieden gewahrt bleiben. Das bedeutet Arbeit, Auseinandersetzung und Engagement. Von allein fällt er uns nicht in den Schoß.“