Johann Hopp war erster Schulleiter der Staatlichen Realschule Marktheidenfeld
Mit Johann Hopp verstarb diese Woche ein Mensch, der für sich in Anspruch nehmen darf, eine eigenständige Schulart geschaffen und geprägt zu haben. Denn er gehörte zur Generation von Gründervätern, die in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts buchstäblich Neues aus dem Boden stampften und maßgeblich gestalteten. In dieser Zeit war die Geburtsstunde zahlreicher Schulen und es galt wie in hundert anderen Orten auch, in Marktheidenfeld eine neue Realschule zu gründen.
Gründer und Schulmeister
Als sich Johann Hopp 1966 um die Stelle des Konrektors an der neuen Staatlichen Realschule Marktheidenfeld bewarb, war der richtige Mann zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Schließlich konnte und musste er für zwei arbeiten. Das lag einmal vor allem daran, dass der eigentliche Schulleiter wegen seines Landtagsmandats nur selten die Tätigkeit als Schulleiters ausüben konnte und zum anderen an Hopps immensen Fleiß und seiner großen Selbstdisziplin. Nur so konnte er die zahlreichen Herausforderungen meistern und davon gab es während dieser Pionierzeit genug. Neben dem Aufbau einer ersten Verwaltung, der Stundenplanung für die damals noch drei verschiedenen Schulgebäude, musste auch der stetig wachsende Schulbetrieb organisiert werden. Außerdem war der Konrektor ebenfalls ständig durch den Neubau des heutigen Realschulgebäudes gefordert.
Als Hopp im Mai 1970 verdientermaßen mit der offiziellen Führung der Schule betraut wurde, kamen neue Aufgaben auf ihn zu. So nahm er die verantwortungsvolle Tätigkeit als Seminarlehrer und –leiter gerne an, sodass die Staatliche Realschule Marktheidenfeld jahrelang Referendare der Fächerverbindung Englisch/Geschichte und Mathematik/Physik ausbildete.
Ein gutes Gespür und eine große Weitsicht bewies Schulleiter Hopp, indem er den Computereinsatz an der Realschule forcierte. Es gehörte zu seinem Verdienst, dass die Realschule technisch immer gut ausgestattet war, wofür er sich auch gegenüber dem Sachaufwandsträger unermüdlich einsetzte. Schon in den 80er Jahren war Hopp klar, dass der Computer bald wesentlicher Bestandteil unserer Arbeitswelt werden wird. Deshalb – so sein Credo – müsse eine Schule, die sich mit den Realien des Lebens beschäftigt, junge Menschen auch mit der damals neuen Computerwelt vertraut machen.
Werdegang
Johann Hopp wurde am 20. Januar 1929 in Bautsch/Sudetenland geboren. Hier besuchte er die Volksschule, fünf Klassen. Sein Vater hätte es gern gehabt, dass der Junge das elterliche Fuhrunternehmen übernommen hätte. Doch Johann war nicht davon abzubringen, Lehrer zu werden. Die Zeiten waren dafür denkbar ungünstig. Denn gegen Ende der nationalsozialistischen Herrschaft sollten die künftigen Lehrer ganz andere „Werte“ vermitteln. Bis Januar 1945 musste Johann Hopp an der Lehrerbildungsanstalt in Müglitz verbringen, wo laut eigener Aussagen ein unerträglicher Kasernenton herrschte, ein HJ-Betrieb mit allmorgendlichem Appell. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches folgte die Aussiedlung. Im September 1946 zog Hopp ins bayerische Schwaben um und kam im November als Gastschüler in die Lehrerinnenbildungsanstalt Weißenhorn bei Ulm.
Wider Erwarten war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Lehrerüberschuss vorhanden, weil die vielen arbeitslos gewordenen Offiziere in den Schuldienst übernommen wurden. Deswegen ließ die erste Lehrerstelle nach der Prüfung 1950 noch auf etwas auf sich warten. Dann übernahm Hopp 1953 in Jedesheim bei Illertissen eine 7. und 8. Jahrgangsstufe. Zwei Jahre später erfolgte eine Abordnung an die damalige Mittelschule in Krumbach, um Mathematik und Physik zu unterrichten.
Von 1966 bis 1992 gestaltete Johann Hopp maßgeblich die Geschicke an der Realschule Marktheidenfeld, 22 Jahre davon als Schulleiter. Ein oberstes Prinzip seiner Tätigkeit war die Vorbildfunktion. Hopps Auffassung nach musste ein Lehrer durch sein Handeln als Vorbild überzeugen. Und dies lebte er als Schulleiter jeden Tag vor. Ihm ging es vor allem darum, ein vielfältiges und reichhaltiges Schulleben zu gestalten. Für ihn war es wichtig, die Lebensbezüge und die Lebenswirklichkeit der Schüler einzubeziehen, denn nur so können erzieherische Anstrengungen einen nachhaltigen Erfolg haben. Um diesem Erziehungsauftrag gerecht zu werden, brauchte es natürlich auch Autorität, die Johann Hopp wie kaum ein anderer verkörperte. Sie diente allerdings nie dazu, nur bestimmen und per Dekret „regieren“ zu wollen. Vielmehr bedeutete Autorität für unseren ehemaligen Schulleiter, notwendige Strukturen aufzubauen und vorzugeben, an denen sich die Schüler orientieren konnten.
Als besondere Charakterzüge sind noch hervorzuheben: Johann Hopp übernahm gerne Verantwortung und stellte sich als Manager und Organisationstalent den zahlreichen Herausforderungen, die unsere Schule mit sich brachte. Ihm ging es weniger darum, sich selbst hervorzuheben. Denn er war geprägt von einer großen Bescheidenheit und es war sein ausdrücklicher Wunsch, seine vielen Verpflichtungen unauffällig wahrzunehmen. Dabei war sein Wirken immer auch von Werten geleitet. Nicht nur eine effektive, sondern auch eine humane Schule war sein Ziel. Unsere Schulfamilie verliert mit Johann Hopp nicht nur ihren Gründervater, sondern einen Pädagogen mit Herz, einen – im wahrsten Sinne des Wortes – „Schul-Meister“.
Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen. Wir werden Johann Hopp ein ehrendes Andenken bewahren.